Ebola – das Virus überleben
Ein berührender Dokumentarfilm über Leben und Sterben in Zeiten von Ebola. Über Wochen begleitet Carl Gierstorfer Helfer und Betroffene in Liberia. Es entstehen sehr intime Porträts von Liberianern, deren Leben sich aufgrund der Epidemie schlagartig änderte.
Erzählt werden unter anderem die Geschichte eines Überlebenden, der Ebola in sein Dorf brachte; von einer Ambulanzkrankenschwester, die jeden Tag Ebola-Patienten aus den umliegenden Dörfern holt, um sie ins Behandlungszentrum zu bringen, wo mehr als die Hälfte von ihnen nicht überleben wird. Indem der Film konsequent Einzelschicksale zu einem Gesamtbild verknüpft, zeigt er, dass trotz des sich abzeichnenden Endes des Ausbruchs die Weltgemeinschaft noch lange mit den Folgen von Ebola zu kämpfen haben wird.
Irgendwo im Urwald. Ein Trupp Helfer desinfiziert Menschen. Will sie schützen vor Ebola. Sie bespritzen ihre Körper mit einem Mittel. Die Menschen ertragen es fast gleichgültig. Am Himmel schwarze Wolken. Es beginnt zu regnen. War alles sinnlos?
Carl Gierstorfer erzählt die Geschichte ausschließlich aus Sicht der Menschen, die direkt und existenziell durch das Virus betroffen sind. Seine Bilder der Trauer und des Schmerzes sind nie voyeuristisch, sondern eingebettet in eine stringente, würdige Beschreibung eines gesellschaftlichen Alptraums. Sie sind nah, direkt und folgen den Emotionen der Menschen. Es gibt jene, die helfen, die kämpfen und jene die zweifeln, die hassen, die Vergeltung wollen. Da ist das Dorf, fernab der Hauptstadt, in dem das Virus Dutzende tötet. Da ist Stanley, den die Gemeinschaft dort für den Tod von vierzehn Menschen verantwortlich macht. Da ist ein Geistlicher, der die letzte Hoffnung für das Dorf, für Stanley ist. Denn Stanley brachte den Tod in das Dorf. So sehen sie es. Sie wollen ihn nicht mehr. Und so wird aus einem Film über Ebola ein Werk über Wut und Trauer, über Vergebung und Sühne. Wie geht eine Gemeinschaft mit einem Menschen um, der mit seiner einsamen, starrköpfigen Entscheidung große Risiken eingegangen ist und – nach ihrer Sicht – das ganze Dorf in seiner Existenz gefährdet hat? Der alles verloren hat, zurückkommt und eben jene Gemeinschaft um Hilfe bittet, aber nicht die richtigen Worte findet? Der Autor schlägt den Bogen von der kaum zu ertragenden Trauer Stanleys bis hin zu seiner Rückkehr in das Dorf. Einem Gerichtsdrama gleich führt er die verschiedenen Seiten vor. Es geht am Ende um nicht weniger als das Leben Stanleys. Der Autor muss nichts dramatisieren. Wenige Musikeinsätze, keine Erklärungen – keine Distanz. Nur Menschen und ihre Emotionen.
Die Jury war beeindruckt, wie klug und nah der Autor im Zentrum einer Epidemie die Geschichten von Menschen entdeckt und erzählt hat. Bei vielen Einstellungen meint man, die Gerüche vor Ort zu vernehmen, ist mit dem Autor dort, wo die Krankheit unsichtbar lauert, fiebert mit und lässt sich durch diesen Alptraum führen. Mit Mut, Beharrlichkeit und großem persönlichen Risiko hat Carl Gierstorfer ein menschliches Drama aufgezeichnet, das so universell auf der ganzen Welt passieren könnte und somit eben nicht eine rein afrikanische Geschichte ist. Unwillkürlich stellen sich uns die Fragen: Wie hätte ich reagiert? Wozu hätte mich die Angst geführt? Könnte ich verzeihen? Das ist der große Wert dieses Werkes.
Gierstorfer zeigt den Schmerz und kommentiert nicht. Mit großem persönlichem Einsatz hat er gemeinsam mit der Produktionsfirma einen Film geschaffen, der uns jetzt, Monate nach der Hysterie um Ebola, den Horror vor Ort noch einmal eindrücklich und intensiv nahebringt. Vor dem Hintergrund einer gesichtslosen Gefahr ist es am Ende eine universelle Geschichte von Schuld, Schande und Versöhnung.
Ein Film von Carl Gierstorfer
Kamera: Carl Gierstorfer
Ton: Laura Salm-Reifferscheidt
Montage & Art Director: Marcel Ozan Riedel
Producer: Max Salomon
Musik: Ólafur Arnalds
Produzentin: Antje Boehmert
Produktionsleitung: Mareike Müller
Produktionsassistenz: Frieda Jage
Eine Produktion von DOCDAYS Productions in Koproduktion mit Al Jazeera America, SWR in Zusammenarbeit mit ARTE, produziert mit Unterstützung des Pulitzer Center on Crisis Reporting. Vertrieb: PBS International.
Länge: 75/52 min
Produktionsjahr: 2016
Ein berührender Dokumentarfilm über Leben und Sterben in Zeiten von Ebola. Über Wochen begleitet Carl Gierstorfer Helfer und Betroffene in Liberia. Es entstehen sehr intime Porträts von Liberianern, deren Leben sich aufgrund der Epidemie schlagartig änderte.
Erzählt werden unter anderem die Geschichte eines Überlebenden, der Ebola in sein Dorf brachte; von einer Ambulanzkrankenschwester, die jeden Tag Ebola-Patienten aus den umliegenden Dörfern holt, um sie ins Behandlungszentrum zu bringen, wo mehr als die Hälfte von ihnen nicht überleben wird. Indem der Film konsequent Einzelschicksale zu einem Gesamtbild verknüpft, zeigt er, dass trotz des sich abzeichnenden Endes des Ausbruchs die Weltgemeinschaft noch lange mit den Folgen von Ebola zu kämpfen haben wird.
Ein Film von Carl Gierstorfer
Kamera: Carl Gierstorfer
Ton: Laura Salm-Reifferscheidt
Montage & Art Director: Marcel Ozan Riedel
Producer: Max Salomon
Musik: Ólafur Arnalds
Produzentin: Antje Boehmert
Produktionsleitung: Mareike Müller
Produktionsassistenz: Frieda Jage
Eine Produktion von DOCDAYS Productions in Koproduktion mit Al Jazeera America, SWR in Zusammenarbeit mit ARTE, produziert mit Unterstützung des Pulitzer Center on Crisis Reporting. Vertrieb: PBS International.
Länge: 75/52 min
Produktionsjahr: 2016